Das Haus Engels wurde 1953 in Oberbergen am Kaiserstuhl von der Krankengymnastin Ruth Engels als Kinderkurheim für körperlich erkrankte Säuglinge und Kleinkinder gegründet. Am 26.06.1953 nahm sie das erste Kind bei sich auf. Das Kind kam aus Stuttgart. Hintergrund war die zu der Zeit häufige Polioerkrankung. Es wurden jedoch auch Kinder mit anderen Erkrankungen betreut. Die Finanzierung geschah durch die Eltern und war der jeweiligen Situation der Eltern angepasst (1 - 9 DM täglich).
Als immer deutlicher wurde, wie sehr ein Angebot kontinuierlicher fachlicher Hilfe nottat, entschied Frau Engels, ihre Patienten dauerhaft stationär zu betreuen. Ergänzend gab es aber auch ein Kurangebot über jeweils 6 Wochen.
Im Laufe der Jahre zeigte sich immer deutlicher, welch positive Auswirkungen auf das Zusammenleben und die erzieherische Betreuung sowie den Heilungsprozess die Aufnahme von Patienten mit anderen Behinderungen mit sich brachte. Es entwickelte sich der Gedanke eines bewusst breit gestreuten Spektrums der betreuten Kinder. Dieser führte zu dem Konzept, das die gemeinsame Betreuung von sowohl Körper- als auch Geistig Behinderten, Waisen und Sozialwaisen vorsah.
1964 wurden zur Unterstützung der krankengymnastischen und erzieherischen Arbeit Islandpferde angeschafft. Damit war Frau Engels ein Pionier der Reittherapie. Schon zuvor wurde mit Geflügelzucht und später mit einem vielseitigen Tierbereich ein Grundpfeiler der Arbeit im Haus geschaffen.
Parallel dazu gab es immer auch den privaten Unterricht der Kinder, der 1968/69 zur Zulassung der Privaten Sonderschule am Kinderhaus Engels mündete.
Nachdem der Pachtvertrag für das Haus in Oberbergen auslief, mussten neue Wege beschritten werden. Pläne, in Vogtsburg zu bauen, zerschlugen sich durch die ablehnende Haltung der Gemeinde, ebenso der Erwerb der Herrenmühle in Eichstetten. 1966 siedelte das Heim nach Hertingen im Markgräflerland über und nannte sich nun „Kinderhaus Engels“.
Das Haus bot den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zum Besuch öffentlicher Schulen und Lehrstellen, auf die sie – bis 1987 auch in der bestehenden Heimschule – vorbereitet wurden. Weitere Hilfen waren die krankengymnastische, pädagogische und heilpädagogische sowie pflegerische Betreuung. Leitendes Ziel war das Hinführen zu weitest gehender Verselbständigung und Selbstverantwortung. Die Heranwachsenden sollten sich den allgemeinen Lebenssituationen und –hindernissen stellen und ihre Handicaps annehmen und mit ihnen leben können.
Viel Bewegung an der frischen Luft war Frau Engels wichtig. So wurde während der Sommermonate der regelmäßige Schwimmbadbesuch, oft schon morgens vor Schulbeginn, in Steinenstadt und Müllheim praktiziert. In den Wintermonaten fanden regelmäßig Freizeiten auf der Nordseeinsel Spiekeroog statt.
1988 gab Frau Engels die Leitung des Hauses in die Hände ihrer fünf langjährig tätigen Mitarbeiter ab. Zielsetzung und Konzeption blieben an den Idealen der Gründerin orientiert. Die 12 inzwischen meist volljährigen Bewohner verblieben in der Einrichtung. Frau Ruth Engels verstarb am 01.11.2006 im Alter von 92 Jahren.
Wissend, dass insbesondere bei Behinderten mit dem 18. Lebensjahr die Entwicklung und die Förderungsmöglichkeiten noch längst nicht abgeschlossen sein müssen, entschied die neue Leitung im Jahr 1990, nur noch volljährige junge Behinderte aufzunehmen, die weiterhin intensiver therapeutischer, heilpädagogischer, krankengymnastischer, pflegerischer und gesundheitlicher Hilfen bedürfen.
Das ehemalige „KINDERHAUS ENGELS“ nannte sich ab jetzt „HAUS ENGELS“.
1991 wurde der Betrieb in eine gemeinnützige GmbH überführt mit der Bezeichnung „Haus Engels Heim für Behinderte GmbH“. Er wurde mittlerweile von 18 jungen Erwachsenen bewohnt.
Im Laufe der Jahre wurden unter Eigenregie zahlreiche Umbaumaßnahmen getätigt, um das Gebäude und dazugehörige Gelände den individuellen Bedürfnissen anzupassen und zeitgemäß auszustatten. Gleichzeitig erhöhte sich dadurch die Identifikation mit dem Haus. So wurde 1993/94 in Zusammenarbeit mit der Gewerbeschule ein Holzhaus errichtet, um mit den Bewohnern im Rahmen der Tagesstruktur handwerkliche Tätigkeiten gezielt ausüben zu können. 1994 wurde ein Lift eingebaut, der vor allem den Rollstuhlfahrern mehr Freiheiten bot. Im großen Garten wurde ein Teich angelegt und das bestehende Gewächshaus erweitert.
2002 begann der grundlegende Umbau des Hauses mit Aufstockung und Erweiterung. Die Platzzahl konnte so über 22 auf 26 erhöht werden.
Im Jahre 2003 feierte das Haus Engels sein 50-jähriges Bestehen mit zahlreichen Aktionen, Hausausflügen und großem Sommerfest.
Ebenfalls im Jahre 2003 wurde in Müllheim eine Außenwohngruppe eingerichtet, in der zwei Frauen einen weiteren Schritt in die Selbständigkeit gehen konnten. 2 Jahre später kam eine Wohngruppe für 3 Männer hinzu.
Die notwendige Sanierung des Schwimmbades und der Mangel an einem großen Aufenthaltsraum für alle Bewohner und Mitarbeiter führte 2006 zum Abriss des Schwimmbades und dem Bau des Baumhauses mit Therapieräumen, zusätzlichen Wohnräumen und einem großen Veranstaltungsraum.
2010 entstanden zwei zusätzliche Außenwohngruppen in Bad Bellingen. Die Einrichtung Haus Engels Heim für Behinderte GmbH war nun auf 29 Bewohner in Hertingen, vier in Müllheim und vier in Bad Bellingen angewachsen, betreut von 30 Mitarbeitern.
Im Januar 2013 strukturierte sich das Haus Engels neu. Lagen davor Geschäftsführung und Heimleitung bei Ulrich Hiss und Inge Kober, wurden diese Aufgabenbereiche nun getrennt. Die Heimleitung ging in die Hände von Daniel Stern und Rozika Pandzic über, die Geschäftsführung blieb bei Ulrich Hiss und Inge Kober.
Seit dem 1. Januar 2017 befindet sich Ulrich Hiss im Ruhestand, steht jedoch beratend während der bevorstehenden Umbaumaßnahmen zur Verfügung. Die Geschäftsführung und Heimleitung liegt jetzt bei Daniel Stern und Rosika Pandzic für das Haus Engels, sowie Inge Kober für die Außenwohngruppen.